Verschlüsselung auf militärischem Niveau

Benjamin Scott
military grade encryption

Das eigentliche Konzept der Verschlüsselung wirft eine Menge Fragen an eine Person auf, die noch nie viel mit Cybersicherheit zu tun hatte. Wenn man dann den Begriff „Verschlüsselung auf militärischem Niveau“ hört, wird es natürlich noch verwirrender. Aber wenn Sie mit verschlüsselten Diensten vertraut sind, dann haben Sie diesen Begriff vielleicht schon einmal gehört, vor allem im Zusammenhang mit verschiedenen VPN-Diensten.

Manche Cybersicherheitsexperten würden diesen Satz wohl als Marketing-Gimmick bezeichnen. Andere mögen hingegen argumentieren, dass er schwierige Sachzusammenhänge auf leicht verständliche Weise vermittelt. Aber was bedeutet Verschlüsselung auf militärischem Niveau wirklich?

Was ist Verschlüsselung auf militärischem Niveau?

Verschlüsselung auf militärischem Niveau bezeichnet den AES (Advanced Encryption Standard) mit 256-Bit-Schlüsseln. Im Jahr 2001 wurde der AES vom National Institute of Standards and Technology (NIST), einer Abteilung des US-Handelsministeriums, als neuer Standard für Informationssicherheit angekündigt.

Bei der Verschlüsselung auf militärischem Niveau kommt herkömmlicherweise eine Schlüsselgröße von 128 Bit oder mehr zum Einsatz. Die US-Regierung legt fest, dass der AES-128 für geheime (nicht klassifizierte) Informationen und der AES-256 für streng geheime (den formellen Geheimhaltungsstufen unterliegende) Informationen verwendet wird. Wenn eine Körperschaft Informationen auf beiden Ebenen verarbeitet, kommt in der Regel der AES-256 als Standard zum Einsatz.

Für technisch nicht sonderlich versierte Menschen sind diese Buchstaben und Zahlen wohl weitgehend nichtssagend. Um Verschlüsselungstechnologien der Allgemeinheit näherzubringen, suchten Sicherheitsunternehmen nach einem Begriff, der die höchste Sicherheitsstufe auch mit weniger Fachterminologie treffend beschrieb. Da sowohl die US-Regierung als auch die NSA den AES nutzen, um Informationen, die den formellen Geheimhaltungsstufen unterliegen, bzw. Daten über die nationale Sicherheit zu schützen, schien die Formulierung „militärisches Niveau“ sinnvoll.

Wurde der AES schon einmal geknackt?

Die AES-256-Blockchiffre ist noch nicht geknackt worden, aber es gab verschiedene Versuche, AES-Schlüssel zu knacken. Den ersten Schlüssel-Recovery-Angriff auf das gesamte AES gab es 2011 durch Andrey Bogdanov, Dmitry Khovratovich und Christian Rechberger. Sie nutzten dabei den Biclique-Angriff, der um den Faktor vier schneller ist als ein Brute-Force-Angriff. Es war jedoch ein kleinerer Erfolg. Der 126-Bit-Schlüssel ist nicht weit verbreitet, da der niedrigste Schlüssel in der AES-Verschlüsselung 128 Bit enthält.

Trotzdem würde es immer noch mehrere Milliarden Jahre dauern, um den 126-Bit-Schlüssel zu knacken. Aus diesem Grund lässt sich aus diesem Versuch keine Gefahr für Informationen ableiten, die mit dem AES verschlüsselt sind. Es ist kein praktischer Angriff bekannt, der es jemandem ermöglichen würde, auf AES-verschlüsselte Daten zuzugreifen, wenn die Verschlüsselung korrekt implementiert ist.

Wie lange wird es den AES geben?

Gemäß NIST kann niemand sicher sein, wie lange der AES oder ein anderer kryptografischer Algorithmus sicher bleiben wird. Indessen war der Data Encryption Standard des NIST (bekannt als DES) 20 Jahre lang US-Regierungsstandard, bevor er gehackt werden konnte. Der AES unterstützt dabei deutlich größere Schlüsselgrößen als der DES. Abgesehen von Angriffen auf den AES, die schneller als die Schlüsselerschöpfung sind, und trotz zukünftiger Technologiefortschritte, hat der AES das Potenzial, weit über 20 Jahre hinaus sicher zu bleiben.

Benötige ich Sicherheit auf militärischem Niveau?

Viele Skeptiker würden behaupten, dass Sie keine Verschlüsselung auf Militär-Niveau benötigen, da andere Verschlüsselungsalgorithmen auch gute Arbeit leisten. Keine Branche und kein Dienst ist jedoch gegen Angriffe immun. Dienste, die vertrauliche Informationen wie Passwörter oder Finanzdaten speichern, sollten dabei nicht weniger als den empfohlenen Standard nutzen.

Als das NIST diese Norm 2001 der Öffentlichkeit vorstellte, wurde bereits erwartet, dass die Privatwirtschaft sie weitgehend übernehmen würde. Damals und heute wird sie als vorteilhaft für Millionen von Verbrauchern und Unternehmen für den Schutz ihrer sensiblen Informationen angesehen.

Also, ja, wenn Sie zeigen möchten, dass Ihnen Ihre Benutzer und deren personenbezogene Daten am Herzen liegen, müssen Sie die beste Verschlüsselung verwenden, die es gibt.

Verschlüsselung auf militärischem Niveau oder AES-256?

Am Ende ist es eine persönliche Entscheidung. Wenn Sie technisch versiert sind, sind Ihnen möglicherweise die richtigen Fachbegriffe lieber. Aber die Übersetzung komplexer technologischer Ideen in die Alltagssprache kann durchaus eine Herausforderung sein. Daher muss man manchmal gängige Begriffe verwenden, um die eigene Botschaft zu veranschaulichen, damit sie den Benutzer erreicht. Wenn der Begriff „auf militärischem Niveau“ dazu beiträgt, den Gedanken dahinter verständlicher zu machen, kann es nicht schaden, ihn zu verwenden.

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